Zwei KohortenstudienAppendektomie schützt vor Colitis ulcerosa, erhöht aber zunächst das Risiko einer Morbus-Crohn-Erkrankung
Neue Studiendaten unterstreichen den protektiven Effekt einer Appendizitis bzw. Appendektomie bezüglich des Auftretens einer Colitis ulcerosa (CU). Komplexer war hingegen der Zusammenhang beim Morbus Crohn (MC), abhängig vom Alter bei der Appendektomie und dem Beobachtungszeitraum nach dem Eingriff.
Studie aus Kanada
In eine Kohortenstudie in Kanada wurden insgesamt 400.520 Personen der Jahrgänge 1970 bis 1974 eingeschlossen und bis zum Jahr 2014 weiter beobachtet. 2.545 Personen (0,6 %) entwickelten MC und 1.134 CU (0,3 %). Bei Studienteilnehmern mit Appendektomie (4,3 %) war das MC-Risiko insgesamt etwa doppelt so hoch (HR = 2,02; 95 % CI = 1,66 – 2,44).
Besonders deutlich war die Risikoerhöhung, wenn der Eingriff im Alter von 18 bis 29 Jahren erfolgt war. Eine Appendektomie vor dem Alter von 18 Jahren bzw. ab dem Alter von 30 Jahren hatte hingegen keinen Einfluss auf das MC-Risiko. In den ersten zwei Jahren nach Appendektomie war das MC-Risiko sogar um mehr als das 4-Fache erhöht (HR = 4,20; 95% CI = 2,54 – 6,93); 3 bis 5 Jahre nach dem Eingriff bestanden keine Unterschiede zu Studienteilnehmern ohne Appendektomie, ab 6 Jahre nach dem Eingriff verringerte sich das MC-Risiko deutlich. Bei Personen, deren Appendektomie 12 Jahre zurücklag, war das MC-Risiko um fast 70 % verringert (HR = 0,32; 95 %; CI = 0,15 – 0,67).
Das CU-Risiko war bei Personen mit Appendektomie um 61 Prozent verringert (HR = 0,39; 95% CI = 0,22 – 0,71). Der protektive Effekt zeigte sich ≥ 5 Jahre nach dem Eingriff. Das Alter zum Zeitpunkt der Appendektomie hatten keinen Einfluss auf das CU-Risiko.
Studie aus Schweden
Auch in einer großen, schwedischen Kohortenstudie mit einem Beobachtungszeitraum von 57,7 Millionen Patientenjahren bestätigte sich der inverse Zusammenhang zwischen einer akuten Appendizitis und CU. Unter den Studienteilnehmern, die vor dem 20. Lebensjahr eine Appendizitis bekamen, betrug die CU-Inzidenz 1,66 pro 10.000 Patientenjahre im Vergleich zu 3,63 pro 10.000 bei Studienteilnehmern ohne Appendizitis. Das CU-Risiko war bei einer Appendizitis vor dem 20. Lebensjahr um mehr als 60 % reduziert (HR = 0,37; 95 % CI = 0,29 – 0,48).
Der Einfluss von genetischen bzw. Umwelt-Faktoren auf den Zusammenhang von Appendizitis mit CU konnte weitestgehend ausgeschlossen werden, da in dieser Studie das Erkrankungsrisiko auch bei Geschwistern evaluiert wurde. Als Grund für den Zusammenhang werden vor allem Veränderungen des Mikrobioms durch eine Appendizitis bzw. Appendektomie diskutiert, die das CED-Risiko modulieren könnten.
- Studie aus Kanada: Fantodji C et al.: Appendectomy and risk for inflammatory bowel disease: effect of age and time post appendectomy – a cohort study. BMJ Open Gastro 2022;9:e000925; Kurzlink: iww.de/s7526Studie aus Schweden: Garcia-Arbigay M et al.: Acute appendicitis and ulcerative colitis: a population-based sibling comparison study. BMJ Open Gastro 2022;9:e001041; Kurzlink: iww.de/s7525
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