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PilotstudieViruspersistenz im Darm – Ursache für langanhaltende Covid-19-Symptome?

09.03.2023Ausgabe 1/20232min. Lesedauer

Eine langanhaltende Viruspersistenz im Darm nach einer SARS-CoV2-Infektion könnte eine der Ursachen für langanhaltende Post-Covid-19-Symptome sein. Darauf weisen die Ergebnisse einer endoskopischen Pilotstudie bei 46 CED-Patienten in Österreich hin, die im Schnitt 7,3 Monate nach mildem Verlauf einer akuten SARS-CoV2-Infektion untersucht worden sind.

Wie die Wissenschaftler von der Universität Innsbruck berichten, gab keiner der 14 Studienteilnehmer, deren Proben der Darmmukosa SARS-CoV2-RNA-negativ waren, irgendein postakutes Covid-19-Symptom an; dagegen waren es in der Gruppe mit positivem Virus-RNA-Nachweis 21 von 32 Patienten. Am häufigsten berichteten diese Patienten über Fatigue, Gedächtnisstörungen, Geschmacksverlust, Bauchschmerzen und Diarrhoe, Schlafstörungen, persistierenden Husten und Kurzatmigkeit. Fast jeder zehnte aus dieser Gruppe gab Depressionen an. Die Studienteilnehmer waren im Schnitt knapp 46 Jahre alt, 43,5 % waren Frauen. Die Diagnose CED (bei mehr als 2/3 der betroffenen Patienten handelte es sich um Morbus-Crohn-Erkrankungen) war im Mittel vor fast 10 Jahren gestellt worden. Die meisten Patienten waren zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 infiziert worden, alle zeigten einen milden Verlauf der akuten Infektion. Die PCR-Untersuchung von intestinalen Biopsien erfolgte im Mittel 219 Tage nach der Primärinfektion. Das Vorliegen von postakuten Covid-19-Symptomen wurde per Fragebögen erfasst. Außerdem erfolgten weitere Untersuchungen per Immunfluoreszenz und per ELISA-Tests zum Nachweis von Virusproteinen. Dabei konnten bei 24 von 46 Patienten im Darmepithel und in aktivierten CD8+-T-Zellen virale Proteine nachgewiesen werden. Im Stuhl waren keine SARS-CoV2-Antigene nachweisbar. Auch gelang es bei Patienten mit viraler Antigenpersistenz nicht, aus dem Darmgewebe SARS-CoV-2-Viren zu kultivieren.

Wie die Autoren betonten, waren die Untersuchungsergebnisse unabhängig von der Krankheitsaktivität der CED zu diesem Zeitpunkt und von der Art der immunmodulatorischen Therapie. Auch der Impfstatus hatte keinen Einfluss. Ein kausaler Zusammenhang zwischen viraler Antigenpersistenz und langanhaltenden Covid-19-Symptomen sei mit den vorliegenden Studiendaten allerdings nicht zu beweisen. Weitere kontrollierte Studien sollen folgen.

Quelle
  • Zollner A et al.: Postacute COVID-19 is Characterized by Gut Viral Antigen Persistence in Inflammatory Bowel Diseases. Gastroenterology 2022; 163:495–506; Kurzlink: iww.de/s7527

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