KrebsrisikoCED auch mit erhöhtem Risiko für extraintestinale Karzinome verbunden

CED-Patienten entwickeln infolge der chronischen Darmentzündung gehäuft kolorektale und andere intestinale Karzinome. Aber auch das Risiko für extraintestinale Malignome, etwa der Haut, Leber, Niere oder Schilddrüse, ist laut einer aktuellen Meta-Analyse erhöht.

24 bereits publizierte sowie eine neu erstellte Meta-Analyse

Die Autoren haben Daten von 24 publizierten Meta-Analysen auf Basis von Beobachtungsstudien im Zeitraum von 2005 bis 2021 ausgewertet und Schätzungen der Krebsrisiken (44 Schätzungen für MC, 38 für CU und 26 für CED allgemein) einer weiteren Meta-Analyse unterzogen. Insgesamt wurden CED mit einem um 19% erhöhten Krebsrisiko assoziiert (relative risk [RR] = 1,19; 95% CI = 1,10 – 1,28). Um mehr als das 2-Fache (RR = 2,25; 95% CI = 2,07 – 2,44) war das Krebsrisiko bei einem Krankheitsbeginn im Kindesalter erhöht. Auch bei den Schätzungen für erwachsene Patienten mit MC (RR = 1,35; 95% CI 1,24 – 1,46) und mit CU (RR = 1,10; 95% CI = 1,01 – 1,20) ergaben sich erhöhte Risiken für das Auftreten einer Krebserkrankung. Allerdings war die Datenlage nach Angaben der Autoren sehr heterogen, was die Aussagekraft einschränke.

Neue Meta-Analyse zeigt Risiko für verschiedene Krebsarten

In der neu erstellten Meta-Analyse wurde das erhöhte Risiko für gastrointestinale Tumore bestätigt, vor allem bei MC-Patienten (RR = 1,56; 95% CI = 1,10 – 2,23) und insbesondere in Bereichen der Mundhöhle bis zum terminalen Ileum. Das Risiko für ein Karzinom im Dünndarm war bei MC substanziell erhöht (RR = 11,9; 95% CI = 8,07 – 17,7) und bei CU moderat (RR = 1,82; 95% CI = 1,42 – 2,33). Die Risiken für Karzinome in anderen Darmbereichen (Kolon, Rektum, Anus) waren sowohl bei MC als auch CU etwa um das 1,5- bis 2-Fache erhöht. Bei Krankheitsbeginn einer CU im Kindesalter wurden Risikoerhöhungen bis auf das 30-Fache ermittelt.

Die Risiken für extraintestinale Karzinome waren bei MC-Patienten moderat erhöht (RR = 1,49; 95% CI = 1,26 – 1,76) und bei CU-Patienten geringfügig (RR = 1,13; 95% CI = 1,01 – 1,27). Bei MC-Patienten waren sowohl die Risiken für ein Karzinom in den Gallengängen (RR = 3,24; 95% CI = 1,77 – 5,94), der Leber (RR = 2,18; 95% CI = 1,69 – 2,82) und dem Pankreas (RR =1,71; 95% CI = 1,17 – 2,51) erhöht, bei CU-Patienten deutlich erhöht nur das Krebsrisiko in den Gallengängen (RR = 4,00; 95% CI = 2,37 – 6,75).

Auch das Risiko für hämatologische Tumore war bei MC-Patienten deutlich erhöht (RR = 2,79; 95% CI = 1,86 – 4,19), insbesondere für Leukämie (RR = 3,39; 95% CI = 1,12 – 10,2). Geringer war das Risiko für einen hämatologischen Tumor bei CU-Patienten (RR = 1,38; 95% CI = 1,11 – 1,71). Als mögliche Gründe für die Unterschiede nennen die Autoren die i. d. R. höheren Raucherraten bei MC-Patienten (wurde nicht immer erfasst) und den häufigeren Einsatz von Immunsuppressiva.

Auch das Hautkrebsrisiko war bei MC-Patienten höher (RR = 1,77; 95% CI = 1,52 – 2,06) als bei CU-Patienten (RR = 1,40; 95% CI = 1,08 – 1,80). Insbesondere das Risiko eines Nicht-Melanom-Hauttumors war bei CED-Patienten erhöht. Bei MC-Patienten wurde außerdem ein 2-Fach erhöhtes Risiko für Nierenkrebs (RR = 2,00; 95% CI = 1,38 – 2,89) und ein fast ebenso hohes Risiko für Schilddrüsenkrebs (RR = 1,80; 95% CI = 1,27 – 2,54 vs. RR =1,49; 95% CI = 1,15 – 1,92 bei CU) gefunden. Die Risiken für andere Typen von Krebserkrankungen waren nur marginal höher als in der Allgemeinbevölkerung. So wurde für Hirntumoren kein erhöhtes Risiko gefunden.

Insgesamt zeigten 20 Assoziationen mit 15 Krebsformen moderate Evidenz, schreiben die Autoren. Sie werten ihre Studie als ersten Schritt auf dem Weg zu möglicherweise maßgeschneiderten Krebsscreening-Programmen für CED-Patienten.