Populationsstudie in SchwedenCED-Risiko ist nach negativer endoskopischer Darmbiopsie langfristig erhöht
Daten einer großen Populationsstudie in Schweden bestätigen, dass gastrointestinale (GI) Symptome häufig über viele Jahre bestehen, bevor die Diagnose einer CED gestellt wird. In einem Beobachtungszeitraum von 30 Jahren wurde bei Patienten mit gastrointestinalen Beschwerden und negativer Darmbiopsie signifikant häufiger die Diagnose CED gestellt als in der Vergleichsgruppe.
„Ärzte sollten sich des langfristig erhöhten CED-Risikos bei Patienten bewusst sein, bei denen aufgrund von GI-Symptomen eine endoskopische Biopsie veranlasst wird, die eine histologisch normale Darmmukosa zeigt“, betonen die schwedischen Studienautoren.
In der nationalen Kohortenstudie wurde das langfristige CED-Risiko von allen schwedischen Patienten untersucht, bei denen zwischen 1965 und 2016 Darmbiopsien
- im unteren GI-Trakt (n=200.495)
- und oberen GI-Trakt (n=257.192)
einen negativen Befund hatten.
Zum Vergleich wurde das CED-Risiko in der Allgemeinbevölkerung beurteilt. In einer Zwillingskohorte wurde zudem das CED-Risiko von Zwillingen mit und ohne Darmbiopsien untersucht.
Während der medianen Beobachtungszeit von rund 10 Jahren entwickelten 4.853 Personen mit normalem Biopsiebefund im unteren GI-Trakt eine CED (2,4%) im Vergleich zu einer Rate von nur 0,4% in der Populationsreferenz. Dies entspricht einer Inzidenz von 20,39 vs. 3,39 pro 100.000 Personenjahre und korrespondiert nach Angaben der Autoren geschätzt mit einem zusätzlichen CED-Fall pro 37 Patienten nach negativem Biopsie-Befund im unteren GI-Trakt im Verlauf von 30 Jahren. Persistent erhöht waren sowohl
- das Gesamtrisiko für CED (durchschnittliche Hazard Ratio [HR] = 5,56; 95% CI: 5,28-5,85),
- das Risiko für Colitis ulcerosa (CU, HR = 5,20; 95% CI: 4,85-5,59)
- als auch für Morbus Crohn (MC, HR = 6,99; 95% CI: 6,38-7.66).
Im Zwillingsvergleich lagen die entsprechenden durchschnittlichen HRs bei 3,27 (3,05-3,51), 3,27 (2,96 -3,61) und 3,77 (3,34-4,26). Am höchsten war das CED-Risiko der Patienten kurz nach Eintritt in die Studienkohorte. Es nahm nach Angaben der Autoren im weiteren Verlauf ab, blieb aber bis zu 30 Jahre nach Indexuntersuchung höher als in den Vergleichsgruppen ohne Biopsie.
Für Patienten mit normaler Darmmukosa bei Biopsien im oberen GI-Trakt war das Crohn-Risiko im weiteren Verlauf fast dreifach höher als in der Populationsreferenz (HR im Schnitt 2,93; 2,68-3,21) und rund 2,4-fach erhöht in der Zwillingskohorte (HR im Schnitt 2,39; 2,10-2,73).
Im zeitlichen Verlauf der Studie nahm das CED-Risiko von Patienten mit unauffälligen Biopsien etwas ab, was nach Angaben der Autoren auf eine verbesserte Diagnosestellung hindeute. Dennoch: Die vorliegenden Daten wiesen insgesamt auf eine unzureichende Diagnostik bei Patienten mit frühem CED hin, so die Autoren.
- Sun J, Fang F, Olén O, Song M, Halfvarson J, Roelstraete B et al.: Longterm risk of inflammatory bowel disease after endoscopic biopsy with normal mucosa: A population-based, sibling-controlled cohort study in Sweden. PLoS Med 2023; 20(2): e1004185. doi.org/10.1371/journal.pmed.1004185
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