Neu diagnostizierter Morbus Crohn (MC)Top-down-Strategie offenbar Step-up-Therapie überlegen
Eine frühzeitige kombinierte immunsuppressive Therapie (Top-down-Strategie) nach Diagnose eines symptomatischen MC scheint der herkömmlichen Step-up-Therapie überlegen zu sein. Das haben britische Wissenschaftler in einer randomisierten klinischen Studie dokumentiert. Im Ein-Jahres-Verlauf waren in der Top-down-Gruppe Kortison- und Operationsfreie Remissionen deutlich häufiger als bei der üblichen Step-up-Therapie. Zudem waren unerwünschte Ereignisse seltener.
Eigentlich war die Studie konzipiert worden, um den Nutzen eines neuen prognostischen, molekularen Biomarkers für die Wahl der initialen Therapiestrategie zu testen. Überraschenderweise war es aber gar nicht relevant, ob die Patienten laut Gentest als solche mit hohem oder niedrigem Progressionsrisiko eingeschätzt worden waren: Alle Studienteilnehmer profitierenten gleichermaßen von der Top-down-Strategie, bei der bereits initial nach Krankheitskontrolle mit systemischen Glukokortikoiden eine Kombinationstherapie mit Infliximab plus Immunmodulator (Azathioprin, niedrig-dosiertes Mercaptopurin mit Allipurinol oder Methotrexat) erfolgte. Diese Kombinationstherapie sollte bei allen Patienten mit neu diagnostiziertem aktivem MC, entsprechend der Einschlusskriterien der Studie, als neue Standardtherapie erwogen werden, schreiben die Studienautoren.
An der Studie nahmen 386 Patienten teil, mittleres Alter 33,6 Jahre, 46% Frauen, bei denen ein symptomatischer MC (Harvey-Bradshaw Index [HBI] ≥7) mit biochemischen Hinweisen für eine aktive Entzündung (CRP oberhalb der Normwerte oder FC ≥ 200 μg/g) und endoskopischem Nachweis einer aktiven Erkrankung diagnostiziert worden war. Im Vergleich zur Gruppe mit bisherigem Therapiestandard (Step up: Steroide in Kombination mit Immunmodulator bei erstem Flare, ergänzt durch Infliximab bei zweitem Flare) wurden mit der Top-down-Therapie deutlich bessere Ergebnisse erzielt, sowohl in Bezug auf die Wirksamkeit als auch auf die Sicherheit:
- Anhaltende Remissionsraten bis zur Woche 48 erreichten ohne Kortison oder OP 79% vs. 15% der Behandelten, eine Differenz von 64 Prozentpunkten (95% CI=57–72; p<0,0001).
- Unerwünschte Ereignisse (UEW) traten nur bei 168 vs. 315 Patienten in der Vergleichsgruppe auf, ernsthafte UEW bei 15 vs. 42.
- Noor NM et al.: A biomarker-stratified comparison of top-down versus accelerated step-up treatment strategies for patients with newly diagnosed Crohn’s disease (PROFILE). Lancet Gastroenterol Hepatol 2024, epub February 22. doi.org/10.1016/S2468-1253(24)00034-7
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